Von Inklusion und Verbesserungen – Die Rolle der SMS in mHealth

Wie wichtig die Digitalisierung für das Gesundheitswesen ist, haben wir alle in den vergangenen Wochen sehr deutlich gemerkt. Doch schon vor Corona verlagerte sich der Fokus langsam aber sicher auf digitale Möglichkeiten zur Unterstützung des persönlichen Wohlbefindens. Schrittzähler und Diät-Apps, virtuelle Personal Trainer und Achtsamkeitsübungen, nicht zuletzt die App der eigenen Krankenkasse – unsere Smartphones wissen viel darüber, was wir tun, um gesund zu bleiben. Die Entwicklung ist nur logisch, ist das Smartphone doch heute unser ständiger Begleiter.

Spätestens seit der Veröffentlichung der Corona-Warn-App sollte der Nutzen von mobilen Geräten und Anwendungen für das Gesundheitswesen in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen sein. mHealth bietet die Möglichkeit über mobile Endgeräte Gesundheitsthemen zu behandeln und gehört sicher zu den Trends, die uns noch lange begleiten werden. Die Anwendungsmöglichkeiten sind endlos, das Potential riesig.

In diesem technologisch fortgeschrittenen Feld spielen SMS eine nicht zu vernachlässigende Rolle, denn sie gelten als vertrauenswürdig und erreichen die Endgeräte auch dann, wenn es gerade mal kein Internet gibt. Wir möchten Ihnen an dieser Stelle einige Beispiele aufzeigen, in denen SMS angewendet werden, um die Gesundheit der Empfänger positiv zu beeinflussen.

Ein Wort zum Datenschutz: Überall dort wo umfängliche Daten gesammelt werden, werden Datenschutzbedenken laut. Auch wenn Anbieter eine große Verantwortung tragen, liegt es, auch bei den Nutzern, sich genau zu informieren, wer ihre Daten zu welchem Zweck nutzt. In Anbetracht dessen, dass gerade die Bereich eHealth und mHealth auch für ältere Menschen zugänglich bleiben sollen, ist es aber natürlich sehr wichtig, dass auch die Gesundheitsdienstleister und Anwendungsentwickler ihren Teil dazu beitragen, den Prozess transparent zu gestalten.

mHealth steht für mobile Health,
zu deutsch mobile Gesundheit. Der Begriff bezeichnet (unterstützende) Gesundheitsmaßnahmen, die von mobilen Endgeräten nutzbar sind.
Es handelt sich um eine Spezialisierung im Bereich eHealth.

Prävention und Inklusion

Gerade in Ländern, in denen der Zugang zum Internet keine Selbstverständlichkeit ist, haben Studien gezeigt, dass der Versand von SMS in der Prävention von Krankheiten nützlich sein kann. In diesen Fällen verschicken Organisationen häufig Hygieneregeln oder detaillierte Informationen zu bestimmten Krankheiten, um die Empfänger aufzuklären.

In einigen Regionen kann die SMS sogar den einzigen zuverlässigen Zugang zu Gesundheitsinformationen darstellen. Unter diesen Umständen sind die Nachrichten also nicht nur ein zusätzlicher Service, sondern liefern wertvolle Informationen, die die Lebensqualität ihrer Empfänger drastisch verbessern. Denken wir diesen Ansatz weiter, heißt das: SMS können nicht nur dabei helfen, Krankheiten vorzubeugen, sie sorgen auch dafür, dass ressourcenschwache Schichten ein höheres Maß an Inklusion erfahren.

Auch in wohlhabenderen Gegenden erreichen SMS ihre Empfängerinnen und Empfänger zuverlässig. Hier werden sie vor allem als aufmerksamkeitsstarkes Mittel eingesetzt um einen besseren Lebensstil zu begünstigen. Denn es zeigt sich: Menschen fällt es leichter, gesunde Gewohnheiten beizubehalten, wenn sie regelmäßig erinnert werden. Am Ende führt dieser bessere Lebensstil dann auch zu einer Verbesserung der Gesundheit.

Die GSMA betreibt gemeinsam mit der Regierung in Tansania die Initiative „Healthy pregnancy, healthy baby“ (dt.:„Gesunde Schwangerschaft, gesundes Baby“). Durch auf ihren Schwangerschaftsverlauf abgestimmte Nachrichten, erhalten die werdenden Mütter wichtige Informationen. Diese sollen ihnen helfen, selbst gesund zu bleiben und dafür sorgen, dass ihre Kinder gesund aufwachsen. In der Auswertung wurde festgestellt, dass diejenigen, die an dem Programm teilnahmen, ihr Verhalten den Empfehlungen entsprechend positiv anpassten.

Behandlung

Besonders in der Behandlung von chronisch kranken Patienten haben sich SMS als nützlich erwiesen. In einer Studie der eHealth-Initiative (USA) zeigte sich beispielsweise dass sich die Quote derer, die ihre Medikamente regelmäßig nehmen verdoppelt, wenn sie Erinnerungs-SMS erhalten. Viele weitere Studien bestätigen eine Verbesserung dieser Quote durch den Einsatz von Erinnerungs-SMS.

Der Vorteil von SMS gegenüber OTT-Apps liegt dabei auf der Hand. SMS werden eher als seriös wahrgenommen und können von jedem Mobiltelefon empfangen werden, ganz egal wie alt es schon ist oder welches Betriebssystem auf ihm läuft. Außerdem ist die Einstiegsbarriere für derartige Gesundheitsprogramme niedriger, wenn keine separate App installiert werden muss.

Doch an diesem Punkt hört der Nutzen von SMS-Erinnerungen natürlich noch nicht auf. Wenn der Medikamentenvorrat zur Neige geht, kann eine Nachricht die Empfänger daran erinnern, dass bald Nachschub nötig wird. Dazu muss lediglich die Packungsgröße und der Einnahmezeitraum der Medikamente bekannt sein, der Rest lässt sich ausrechnen und automatisieren.

Auch über diese Anwendungsbeispiele hinaus können SMS den Patienten einen persönlichen Mehrwert bieten. Durch personalisierte Nachrichten und Nachfragen fühlen sich die Patienten weniger allein gelassen. Auch verschiedene Denkanstöße oder Anleitungen zu Übungen können dazu beitragen, dass sich die Patienten besser aufgehoben fühlen. Hier ist der Aufwand gering und der Nutzen auf Seiten der Empfänger sehr hoch.

Nachsorge

Die Patientin ist wieder gesund, also ist die Behandlung abgeschlossen. Deshalb müssen Arzt und Patient nicht mehr miteinander kommunizieren. Das stimmt natürlich so nicht. Die Nachsorge und regelmäßige Checkups sind gerade nach schwereren Erkrankungen ein elementarer Bestandteil der Arbeit von Gesundheitsdienstleistern.

In der Nachsorge ist es denkbar, durch eine Zwei-Wege-Kommunikation gelegentlich bei den ehemaligen Patienten nachzufragen, wie es ihnen geht. Dies festigt nicht nur die Bindung zwischen Arzt und Patient, sondern kann auch dabei helfen, Rückfälle frühzeitig zu erkennen. Insbesondere bei Menschen mit Vorerkrankungen des Herzens ist es hilfreich, Erinnerungen an regelmäßige Blutdruckmessungen zu versenden. Nur wenn die Messungen regelmäßig durchgeführt und mitgeteilt werden, können Abweichungen früh erkannt und mit dem zuständigen Arzt besprochen werden.

Aus den gleichen Gründen kann eine Zwei-Wege-Kommunikation in der Nachsorge bei psychischen Erkrankungen sehr wertvoll sein. Außerdem können Patienten SMS Ressourcen zur Selbsthilfe erhalten, falls sie dies wünschen. Auch hier bietet mHealth via SMS also einen klaren Mehrwert.

Erinnerung an Blutdruckmessung via SMS - mHealth in Aktion

Über mHealth hinaus: Organisation und Terminerinnerungen

Die Einsatzmöglichkeiten für mHealth sind vielfältig und komplex. Doch SMS können Gesundheitsdienstleistern auch über mHealth hinaus einen großen Mehrwert bieten. Terminausfälle durch No-Shows, Patienten die ohne abzusagen nicht zu ihrem Termin auftauchen, kosten Zeit und damit Geld. In der Vergangenheit wurde unzählige Male nachgewiesen, dass eine Terminerinnerung via SMS im Vorfeld die No-Show-Rate signifikant sinken lässt. In einer Studie aus dem Jahr 2019 schätzen die Autoren, dass das Kantonsspital Aarau durch die vermehrt wahrgenommenen Termine einen Verlust von ca. 9200$ im Monat vermeidet.

Auch für interne Absprachen sind SMS hervorragend geeignet, weil die erfolgreiche Kommunikation nicht davon abhängt, welche App die Empfänger installiert haben. Der Malteser Hilfsdienst in Koblenz nutzt SMS beispielsweise zur Koordinierung seiner ehrenamtlichen Helferinnen. 

Hier zeigt sich, dass SMS eine einfache und effektive Möglichkeit bieten, die internen Prozesse zu optimieren.

Wieso sollten Sie SMS zur Kommunikation mit Patienten nutzen?

Natürlich beschränkt sich mHealth nicht auf Interventionen oder Erinnerungen via SMS. Die Möglichkeiten, die sich hier bieten sind gerade durch das Internet of Things so komplex gewachsen, dass die Chancen, aber auch die technischen Ansprüche in vielen Bereichen groß sind. Dort wo Fortschritte in der Digitalisierung gemacht werden, werden immer auch Menschen zurückgelassen. Gerade ältere Generationen haben oft Schwierigkeiten, sich der Entwicklung anzupassen und werden so von Innovationen ausgeschlossen, die für sie von Vorteil sein könnten.

Besonders um diese Personen einzubeziehen sollten Gesundheitsdienstleister SMS als Kommunikationsmittel immer im Hinterkopf behalten. Letztlich sollten wir uns auch die moralische Frage stellen, ob es legitim ist, Menschen von Dienstleistungen auszuschließen, weil sie bestimmte Apps nicht nutzen können oder wollen.

Was denken Sie? Haben Sie schon einmal mit einer Arztpraxis Kontakt via SMS gehabt? Würden Sie an einem mHealth-Nachsorgeprogramm teilnehmen? Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!

Mit besten Grüßen
Ihr seven Team

Headerbild von iStock.com/Tatyana Antusenok

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